Joker Matatu (c) dege

MATATU PLEASE

Georg Dekas
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13. Juli 2023

Passend zu Mehr Bus & Bahn Nein Danke lege ich hier eines meiner Editorials aus vergangenen Tagen auf. Nix Nuis. Always the same matata.

Bei uns gibt es Busse nur in zwei Zuständen. Brechend voll oder gähnend leer. Riesige Kisten, meist gelb oder orange, feines Diesel-Aroma. Während Politik und Gutmenschen für Umstieg auf Bus und Bahn werben, klagt das Volk zu Recht über Verspätungen, ungünstig gelegte Routen, dumme Fahrpläne und andere Unannehmlichkeiten. Die meisten Leute schreiben keine Leserbriefe, sie entscheiden sich anders. Mann wie Frau fahren trotz Stau, Spritpreis, Umweltfahrverbot, Parkabzocke und Kriminalisierung unbeirrt im eigenen Mobil durch die Gegend. Nicht nur, weil verlorene Wartezeit und Ärger auch etwas kosten. Nicht nur, weil der Status als Kollektivsardine oder Sitze, wo andere ihre Füße drauf stellen, nicht das Wahre sind. Nein, das Auto bietet, was kein Bus und Zug dieser Welt je kann: Im Auto ist man gemütlich bei sich Zuhause. Im Auto ist man sein eigener Chef. In „meinem“ Auto bestimme ich allein, Wann mit Wem es Wohin geht.

 

Die großen gelben Kisten können einem richtig leid tun. Sie fahren und fahren und fahren. Die Chauffeure müssen eine Affengeduld haben mit Passagieren und Pkw, ihren natürlichen Gegnern. Und wie oft sie auch fahren, voll oder leer, sie werden nie zur rechten Zeit zur Stelle sein und nie schnell genug ankommen.

 

Wie lobe ich mir da die flinken „Matatus“ in Kenia. Wir denken an Afrika immer als etwas großartig Elendes, mag sein. Aber beim Bus, da sind uns die Afrikaner weit voraus. Dort flitzen „Toyota“ Kleinbusse mit Schiebetüren und acht Sitzen unablässig kreuz und quer durch Stadt und Land. Vorne der Fahrer an Lenkrad und Funkgerät, dahinter, an der Schiebetür, der „Schaffner“ mit dem Wechselgeld in der Hand. Matatus sind toll bemalt und irgendwo steht, wäre es bei uns, beispielsweise „Lana – Forst“ drauf, damit man ungefähr weiß, wo es lang geht. Aber es gibt keine fixen Haltestellen und keine fixen Zeiten, nur gewohnheitsmäßige. Die Leute winken, steigen ein, bezahlen ihre 30 Cent und los geht’s. Matatus sind immer dort, wo man sie braucht. Du kommst praktisch jederzeit überallhin. Unsere Busse müßten wie Matatus denken.

 

 

 

Link Matatu Wikipedia

 

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