Ist so wichtig für das eigene Denken und die intellektuelle Redlichkeit wie gute Bergschuhe für einen Aufstieg. Nichts abgewinnen kann ich dem skolaresken Zitatenzauber, der sich im Wissenschaftsbetrieb als Standard durchgesetzt hat. Muss man zu jedem Jota einen Schock Bücher und Aufsätze lesen, um Edison zu sein?
Manchmal können Bergschuhe zu schwer und Fussnoten schwerfällig sein. Es geht um die Rubrik MUND-ART, die ich hier auf nuis.it aufbauen will. Meine Überlegungen und. Ergebnisse zu Sprache und Mundart erheben nicht den Anspruch, auf dem letzten Stand der Wissenschaft zu sein – ja, nicht einmal den letzten Stand ‚of the Art‘, und schon gar nicht fehlerfrei. Die Rubrik ist gewissermaßen wissenschaftsfrei, aber deswegen nicht unwissenschaftlich oder wissenschaftsfeindlich. Es ist nur so, dass ich nicht in den Fußnoten landen und versanden will. Jeder weiß, dass auf allen Wissens- und Forschungsgebieten unendlich viel zusammengetragen und aufgebaut wurde. So auch in der Sprach- und Dialektforschung. Das ist großartig! Zugleich hemmt es und bremst die Lust ein, frei zu denken und auszusprechen. Überall wäre ein Zitat, eine Fußnote fällig.
Disziplinen wie Mathematik, Physik, Chemie etc. sind systematisch, logisch und organisch, so dass sie vom Zitatenzauber des Wissenschaftsbetriebes nicht erschlagen und nicht aufgehalten werden können. Aber bei den Geisteswissenschaften! Kein Satz ohne Verweis, kein Gedanke ohne Referenz. Kein Absatz ohne Fussnoten und Klammern. Da wird das Denken und Entdecken zur eisernen Kette mit vielen, vielen Bleikugeln dran.
Gerne bringe ich in heiliger Einfalt eine alte oder auch eine banale Erkenntnis noch einmal, als wäre ich der Erste, der sie entdeckt hätte, und freue mich über das ureigenste Wohlgefühl des Aha. Wer es teilen will, ist willkommen. Die Wissenden werden das verstehen, und die Skolari lasse ich ihre bebrillte Nase rümpfen.
Man muss doch nicht zu jedem Jota einen Schock Bücher und Aufsätze lesen, um Edison zu sein. Oder?
