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STANDSEILBAHN UND ZUKUNFT

Georg Dekas
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28. Dezember 2023

Schwamm drüber. Wichtig ist der Blick nach vorn.

Der Stadtrat von Meran hat mit klarer Mehrheit Nein gesagt zur Standseilbahn Meran-Schenna durch den Küchelberg. Die finanzierende «Provinz» will nun angeblich vom Vorhaben zurücktreten. Der Menschenverstand (common sense) hat sich durchgesetzt. Peinlich, wie prominente Vorantreiber der Bahn reagieren: Was hat die (SVP-) Seilbahnschaft nicht alles an Wählerbeleidigung von sich gegeben… (steht in der Dolomiten). Schwamm drüber. Wichtig ist der Blick nach vorn.

Der Plan ist falsch

Es gilt zu verstehen, dass die Kompatscher-Administration (SVP) das Pferd verkehrt herum aufzäumt. Die künstliche Drosselung der individuellen, hochflexiblen Automobilität um 30% ist für sich genommen schon ein Fall von Hybris (Selbstüberschätzung). Dieses keinesfalls wünschenswerte Ziel dann noch mit dem forcierten, sündteuren Ausbau von starren, zeitabhängigen und kollektiven Verkehrsmitteln erreichen zu wollen, ist Utopie (oder Schilda).

Was alle sehen

Es genügt ein Blick von Vellau oder Schenna herunter, um zu sehen, dass der ganze Meraner Talkessel dabei ist, zu einer Metro-Area zu verschmelzen. Im weltweiten Maßstab zwar winzig, aber dennoch. Die Straßen, Gassen, Wege, die Autos, Bahnen, Busse und Bikes sind die neuronale Vernetzung aller in diesem Raum historisch und industriell gewachsenen Gebilde. Schaut euch das Ganze eine Stunde lang an, und ihr werdet sehen: Alles fließt. Permanent. Überall. Langsam und schnell, eng und breit, Tag und Nacht.

Alles flüssiger machen

Es kann nur ein Gesetz geben: Dieses Fließen flüssiger zu machen, ohne Klumpen und Gerinsel. Starre Systeme wie Omnibus und Eisenbahn stocken den Verkehr, anstatt ihn zu verflüssigen. Die Zukunft, das sind kleinste mobile Einheiten, die auf den bestehenden Straßen leise und zum Teil selbstfahrend dahin surren. Der gesamte Verkehr  wird von einem KI-gestützten Verkehrsleitsystem gesteuert und im Fluss gehalten. Innovative Seil- oder Schienenbahnen haben da auch ihren (begrenzten) Platz: Nur Priorität haben sie keine. Diese Zukunftsvision ist das exakte Gegenteil des aktuellen, im Grunde sozialistischen und prohibitiven Südtiroler Verkehrsplans.

KI ist die nahe Zukunft

Sicher, der Alles-Fließt-Organismus ist von Null an aufzubauen. Dafür braucht es Organisation und Intelligenz, aber lange nicht so viel Geld wie für Omnibusse und Bahnen. Die werdende Mini-Metropole Meran ist dafür ja schon relativ gut aufgestellt. Als die Bürgermeister in den 1980ern die Bezirksgemeinschaft gegründet und ihr übergemeindliche Aufgaben übertragen haben, wurde bereits ein wichtiger Schritt hin zum Management des zukünftigen Konglomerats getan. Und es hat sich seitdem Einiges getan im Straßenbau und Verkehrswesen. Nun ist eine neue Dynamik gefragt.

Solidarität als Ressource nutzen

Ja, die «Meran-Metro-Area» hat ein Verkehrsproblem, und das nicht erst seit gestern. Das bringt die Topographie mit sich, genauso wie die Explosion des Wirtschaftswohlstandes der letzten 50 Jahre, was eine äußerst erfreuliche Tatsache ist. Zeitweise Staus und Belastungsspitzen sind im Verhältnis dazu ein verkraftbares Ärgernis. Aber: Die ganz normalen Verkehrsteilnehmer sind vielfach selbststeuernd, und sie sind gerne solidarisch bei der Behebung von Verkehrsproblemen, wenn sie Sinn und Zukunft sehen. Gemeint ist das Solidarisch sein im Sinne der Rücksichtnahme auf Anrainer (wir alle sind irgendwo Anrainer) und im Sinne der «Queue», der geordneten Warteschlange, wo sich alle schön anstellen und niemand vorprescht, nur weil er meint, es eilig zu haben, – das ist alles ist eine immaterielle Ressource, die man, wie alle Ressourcen, heben, pflegen oder auch verlottern lassen kann.

Einschränkungen werden verstanden

Die Politik hat diese Karte überhaupt noch nicht gespielt. Anders gesagt, die Alternative zu einem rückwärtsgewandten, chronisch defizitären «Omnibus»-Verkehrssystem mit zeitraubenden Großbauwerken ist die organisatorische Drosselung und Kanalisierung der Automobilität auf neuralgischen Teilstücken und zu bestimmten Zeiten. Unmittelbar durch kleinere Bauanpassungen, amtliche Erlasse und Field-Manager, früher Polizisten genannt (aber mit nachvollziehbarer Organisation und Bewusstseinsbildung), mittelfristig durch die digitale Steuerungstechnik (KI).

Ziel ist die smarte Automobilität

Die smarte Automobilität ist KI-gesteuert und individuell. Das heutige Omnibus-System, d.h. die starre, zeitabhängige und kollektive Beförderung, wird abgelöst: In unserem weit verzweigten Siedlungsgebiet mit diskreter Einwohnerzahl ist es nicht konkurrenzfähig. Es kommen neue Antriebe und neue Fahrzeuge. Irgendwann auch Luft-Taxis. Neue Techniken, wie zum Beispiel das mit Smartphone bestellte Mehrpersonen-Taxi, das Passagiere nach KI-Logik einsammelt und zu ihrem Ziel bringt.

Mit Grüßen an die Standseilbahnschaft: Das alles hieße, «die Bedeutung erkennen».

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