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REGIERUNG DER VERLIERER?

Georg Dekas
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2. November 2023

Im Südtiroler Koalitionswatten bringt die T-Zeitung eine neue Regierungsvariante ins Spiel: Die Regierung der Wahl-Verlierer.

Wie illustriert es doch die Tribuszeitung an diesem verregneten, dunkelgrauen Novembertag aller Seelen? Mair, Kompatscher, Bianchi sind auf dem Titelbild zusammen kopiert. Daneben steht: Die künftige Landesregierung mit SVP und Freiheitlichen steht so gut wie fest. Mir graut vor dieser Kombi wie vor dem Wetter heute. Aber den SVP-Strategen würde ich diese Schwachsinns-Nummer sogar zutrauen.

Christian Bianchi, der einzige und letzte Überlebende der einst vier Mann starken Lega, ein Abgeordneter, selbst nicht einmal Lega ist und nur dann vom Bürgermeistersessel abrücken will, wenn er sicher Landesrat wird. Das alles gewählt mit 3 Tausend Stimmen. Damit wäre der Rosinenpicker von Leifers bei der SVP nicht nur durchgerasselt, sondern im hintersten Feld gelandet.

Dann haben wir die «Ötza» von den Blauen, Ulli Mair, ein fernes Abbild einer ehemals kämpferischen Amazone, nunmehr stilles Wasser in den Landtagsgruften. Beißt nur noch zu im eigenen Rest-Haufen einer Partei, die einst der SVP das Fürchten lehrte.

Und schließlich der Herr Kompatscher, der sich «weitaus» Sieger dieser Wahl wähnt und sich so von seinen Sängern belobigen lässt, obwohl kein Landeshauptmann samt Regierung vor ihm so schallende Wahlniederlagen eingefahren hat wie er am 22. Oktober 2023. Hätte Kompatscher nicht den parteilosen Kinderarzt aus dem Hut gezogen, der der Partei bis zu 30.000 zusätzliche Stimmen brachte, wäre das Edelweiß in Richtung 70.000 Stimmen oder 25% abgesackt – was weit besser den realen Niedergang der SVP beschreibt als das tatsächliche, rettende Ergebnis von 97.000 Stimmen und 35%. Glück braucht der Mensch halt.

Spitzenkandidat Arno Kompatscher verzeichnet minus 9 Tausend Stimmen seit 2018. Davor minus 13 Tausend von 2013 auf 2018. Nun gut, die anfänglichen 81.000 Vorzugsstimmen waren eine reine Goodwill-Aktion für den unbekannten, aber feschen und jungen Nachfolger von Luis Durnwalder, welcher auf Quote 100.000 Vorzugsstimmen dahin zu schweben beliebte. Die 68.000 Vorzugsstimmen für Arno Kompatscher bei der Wahl 2018 spiegelten dann schon eher den Realwert des Edelweiß-Kanzlers von Südtirol. Von da aus ein Sechstel Wertverlust ist dann aber doch ein handfestes Zeichen dafür, dass sich die Wähler von Kompatscher II in ihren Erwartungen enttäuscht sahen.

Und diese drei Strategen wollen die Geschicke des Landes bis ins Jahr 2029 hinein bestimmen? Südtriol hätte Bessers verdient und hat Besseres aufzuweisen. Aber gleichen tät es ihnen, diesen Dreien, so schön vereint auf dem Cover vom Tribus.

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