Graun Geflutet für ein Grossprojekt Credit: Getty Images (c) Angelo Cavalli

Innerhofers Grossprojekte

Georg Dekas
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5. Mai 2023

Einfach fluten? Kein Pippifax. Ein gefährlicher Kommentar heute in der «Dolomiten».

Er nennt weder Ross noch Reiter, aber «meinen» tut er gewaltig, der Kolumnist Klaus Innerhofer. Von irgendwelchen «Bürgerbewegungen» spricht er, die irgendwelche «Großprojekte» ausbremsen, weil sie «knallharte Interessen» verfolgen und «demokratisch getroffene Entscheidungen» missachten. Sie wagen es, Großprojekte in Frage zu stellen, die «im Rufe» stehen», der Allgemeinheit zu dienen. Mit diesem Widerstand würden sie gar die «repräsentative Demokratie ins Visier» nehmen.

 

Also jetzt langt’s dann aber. Ein Herr, der den Covid-Pass auf die Ebene eines Aperitifs herunter minimalisierte, macht sich jetzt Sorgen um die Demokratie? Nur weil Bürger auf das Heiligste pochen, was es in einem Rechtsstaat gibt, nämlich den Schutz und die Unversehrtheit des privaten Eigentums?

 

Reden wir doch Klartext: Innerhofer meint die Standseilbahn von Schenna, die zuerst, und möglicherweise auch die von oben herab geplante Mebo-Bahntrasse. Wo und wann hat es dazu bis jetzt relevante und verbindliche «demokratische Entscheidungen» gegeben? Gar keine. Wenn die Schennaner Gemeinderäte als Begünstigte der Standseilbahn ihr Handl aufheben, ist das noch lange kein End-Entscheid in der Sache.

 

Beide Großprojekte sind Vorgaben der Landesverwaltung. Wenn Technokraten für ein paar Minuten kürzere Bahnfahrt Wiesen enteignen möchten und die Eigentümer die Notwendigkeit nicht sehen und glänzend dagegen argumentieren können, so sind das noch lange nicht «knallharte Interessen». Ganz im Gegenteil: Wer das private Eigentum ohne Not verletzt, geringschätzt oder missachtet, ist nichts weniger als totalitär.

 

Und wenn Wolkenkuckucksheim-Projekte mit Geldübermacht durchgeboxt werden sollen, dann macht es einen himmelweiten Unterschied, ob sie nur «im Rufe stehen» gut zu sein, oder ob sie tatsächlich der Allgemeinheit dienen. Mit den Medien, die wir zur Zeit haben, ist das mit dem «im Rufe stehen» nicht mehr weit her. Da ist viel Vertrauen und Porzellan zerschlagen worden durch kritiklose und falsche Obrigkeitshörigkeit in ganz wichtigen, in lebensentscheidenden Dingen.

 

Wir leben nicht mehr in den 1950er Jahren mit Stausee und Co., wo ganze Dörfer auf Befehl des Staates und der Ingenieure einfach geflutet wurden. Die Leute haben heute ungleich viel bessere Möglichkeiten, sich kundig zu machen, auch auf technischem Gebiet. Und sich zu wehren.

 

Sehen wir die Herausforderungen von Großprojekten doch lieber als allgemein erwünschten Wettbewerb der Ideen, an dem sich das Unvernünftige in harter Auseinandersetzung abschleift. Anstatt den berechtigten Widerstand von der Graswurzel herauf so billig schlecht zu reden, wie es der Klaus Innerhofer wieder einmal unternimmt.

 

Apropos Demokratie: Auch unsere «repräsentative» Demokratie scheint nicht mehr das Gelbe vom Ei zu sein, wenn man sich die Politik allgemein anschaut. Ein paar Korrektive via Volksentscheid würden überall gut tun. In der Provinz Bozen ganz besonders: Es wäre an der Zeit, einigen keck krähenden «Galletti» die Schwanzfedern zurecht zu stutzen …und einigen Gänsen die Schnatter. Auf Landes- und auf Bezirksebene. Im Oktober gibt es gottlob Neuwahlen.

 

Schaun mer mal, was sich dann rechnet. Pippifax wird es nicht sein.

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