© EBI - Deutsches Märchen- und Wesersagen-Museum

FOP IM GLÜCK

Georg Dekas
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23. Juni 2023

Die Standseilbahn durch den Küchelberg in ein Gründerzeit-Viertel von Meran ist die größte Schnapsidee, seit es Schilda gibt. Und ein modernes Hans-im-Glück-Märchen.

Wie können getaufte und gefirmte Leute nur auf einen solchen Widersinn kommen? Antwort: Politik und geschenktes Geld verwirren die Sinne.

Um bei den «offiziellen» Beträgen zu bleiben: Für 37,5 Millionen Euro «geschenktes» Geld von der EU wollen diese Leute  knapp 70 Millionen Euro an eigenem, sauer verdienten Geld drauflegen – das bei Wohnbau und Pflege fehlen wird – um eine Touri-Bahn zu bauen, die keine Sau (außer drei Schüler und drei Hartzler) benutzen, und die im Burggrafenamt nicht ein Auto weniger zirkulieren lassen wird. Das mutet ein bisschen an wie der Hans im Glück aus dem Grimm-Märchen, der vom Schleifer gefragt wird: 

«Aber wo habt Ihr die schöne Gans (die Standseilbahn) gekauft?». «Die hab ich nicht gekauft, sondern für mein Schwein eingetauscht.» «Und das Schwein?» «Das hab ich für eine Kuh gekriegt.» «Und die Kuh?» «Die hab ich für ein Pferd bekommen.» «Und das Pferd?» «Dafür hab ich einen Klumpen Gold, so groß als mein Kopf, gegeben.» «Und das Gold (die 70 Millionen Euro)?» «Ei, das war mein Lohn für sieben Jahre Dienst.»

Während die Bauern und Gastwirte im Meraner Talkessel das Unding mehr oder weniger durchschaut haben, hadern die Arbeitnehmer in der SVP immer noch mit ihrem Kopf. Arbeitnehmer sind es gewohnt, einen Boss zu haben, und einem Chef widerspricht man nicht so leicht. Ähnlich geht es ihnen mit der Standseilbahn. Sie würden aus Vernunft herzlich gerne NEIN sagen, aber der Boss in Bozen und seine Abteilungsleiter in Meran, die sagen JA.

Also muss Sprecher Dr. Fop eine gequälte Stellungnahme in der Presse abgeben: Hauchdünn sei der Unterschied im Meraner Sozialausschuss der SVP zwischen Ja- und Nein- Sagern, vermeldet er.

Um dann sofort den «Hans im Glück» zu machen: Die Standseilbahn sei nur ein gaaanz kleines Rädchen in der großen Transformation der Mobilität (sag mal, wieviel Geld wollen die noch versenken?) und außerdem müssen «wir» weg vom Auto (so wie vom Pferd, von der Kuh, vom Schwein…), und zuletzt müsse für die Arbeitnehmer auch noch was «drin» sein. Ach so, ja und was? «E-Bikes in der Bahn!»

Ach, dieser Arbeitnehmer-Hans! Dann wird er und Seinesgleichen am Ende gar ein paar Strom-Fahrräder in der Standseilbahn Platz haben, die er für 70 Millionen veranschlagte Baukosten und um die geschätzt 1,5 Millionen Betriebskosten jedes Jahr von Unterm Berg nach Schenna Dorf geführt kriegt. So ein Glück!

Wie endet das Märchen vom Hans? «So glücklich wie ich,» rief er aus, «gibt es keinen Menschen unter der Sonne.» Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter war.

Mit dieser Einstellung wird der Arbeitnehmer-Hans im Herbst ein paar tausend Wählerstimmen weniger sicher auch ganz leicht verschmerzen.

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