(c) ulfheinrich, Hamburg

DER GESCHENKTE PELZ

Georg Dekas
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4. Januar 2024

Noch mehr „Demagogie“ zu Standseilbahn und Gefolgschaft.

Nach dem Nein des Meraner Rates zur Standseilbahn Meran-Schenna wagen sich „zizzeleweis“ weniger prominente Sprecher des Vorhabens nach vorn. Die Argumentation dieser Follower sagt nichts über das Projekt aus, viel jedoch über zweckmäßige Gefolgschaft. Zur Entspannung zuerst eine Parabel.

Wenn eine vornehme Lady sich einen teuren Pelzmantel wünscht, dann bekommt sie ihn meist. Diesmal nicht so ganz gerne. Der schenkende Mann begründet seine Vorbehalte so: „Liebling, ich weiß, wie lange und wie sehr du dir diesen Pelzmantel wünschst, und du siehst da sicher blendend aus. Gewiss beneiden dich alle deine Freundinnen, aber schau, du wirst so einen Pelz nicht mehr als zweimal im Jahr tragen, und bei dem Klimawandel-Hype da ist ein Pelz fast schon unmöglich. Die Tierschützer werden auch nicht ‚amused‘ sein, dich im Ozelot zu sehen.“ – „Ja, Schatzi, du hast ja Recht, wie immer“, zwitschert die Angebetete, „aber weißt du, das Pelzhaus fährt diese einmalige Sonderaktion, und so eine Gelegenheit kommt nie wieder!“ – Ja, das ist schon ein Schnäppchen“, brummelt der Mann mit Blick auf den Preiszettel, „aber Hasilein, auch wenn du 37 nachgelassen bekommst, muss ich immer noch 100 aus eigener Tasche drauf zahlen, und für dieses schöne Geld schenke ich dir lieber einen Porsche, da hast du das ganze Jahr was davon und bringst deine Freundinnen zur Weißglut vor Neid. Na, Deal?“

Nach dieser Paraphrase zur Schennener Standseilbahn kommen jetzt die Argumente der Lady-Follower dran.

  • Uns gehen 40 Millionen „futsch“, schreibt Herr B.H. in einem Leserbrief.

 

Das Futsch-Argument ist das schwächste und wird mit der Pelz-Parabel ausreichend entkräftet.

 

  • Der Plan ist „wissenschaftlich“ begründet, verkündet Herr R.B. in einer Aussendung.

 

Das Wissenschafts-Argument verfängt nur bei gänzlich Ungebildeten. Wenn ein Planer mit einem Dr. oder Ing. Titel eine Seilbahn entwirft, so gründet sich seine Arbeit auf wissenschaftliche Entdeckungen, z.B. die der Elektrizität, aber das Ergebnis seiner Planung ist ein Ding wie jedes andere. Der bauernschlaue Schreiber wollte wohl vermitteln, dass Inschenjöre so gut wie unfehlbar und ihre Pläne ergo unabweisbar sind.

  • Gegner verbreiten „demagogische Halbwahrheiten“, sagt Herr Ch.W. auf Facebook.

 

Das ist das gemeinste Argument. „Demagogisch“ bedeutet „aufwieglerisch“, „verhetzend“, und ist dem Wortschatz der Feudalaristokratie entnommen. Dieser galt als demagogisch alles, was die Bürger, später die Arbeiter und noch später die Frauen einforderten. Ein Herr, der solches sagt, fühlt sich in früheren Zeiten zuhause.

Alles Follower

Derlei Meinungen sind keine individuellen und damit respektablen Standpunkte in der Sache. Hier spricht die „Herde“, oder besser, eine „Seilbahnschaft“, in der es nicht darum geht, das sachliche Für und Wider eines „Pelzkaufs“ abzuwägen und auszuhandeln: Hier geht es um Gefolgschaft und darum, sich als Follower auszuweisen. Man ist für den „Pelz“, weil gewisse „die“ für den Pelz sind, bei denen man zuhause ist oder weiter aufsteigen kann. Und weil man selber den Pelz nicht bezahlen muss, aber der einflussreichen Lady unbedingt gefallen will, ergreift man Partei.

Bodensatz

Der eine und andere geht sogar so weit, den Mann, der seinem Schatz ein anderes tolles Geschenk vorschlägt, einen demagogischen Halblügner zu nennen, dem wissenschaftliches und wirtschaftliches Denken komplett abgeht.

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