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LA MORTANDELA

Georg Dekas
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15. Februar 2023

Die Mortandela ist die Nonsberger Mettwurst. Ein Bällchen von gewürztem und leicht geräuchertem Schweinemett.

(Zuerst veröffentlicht auf www.dekas.it im September 2022)

 

La Mortandela Coreda – Ja, was iss’n des scho wida? Nun, bei einem fantastischen Metzger in Còredo, deutsch Koreth, auf dem Nonsberg, habe ich eine ganz besondere Mortandela gefunden.

Der Massimo Goloso in Koreth würzt sein Mett mit Salz, Knoblauch, Zimt, Piment, Nelken.  Das geformte Bällchen hüllt er in die retina di maiale, das ist die von Fett-Äderchen durchzogene Bauchhaut des Schweins, die in Frankreich, Italien, Zypern und Tyrkie gerne zur Einfassung von Braten und Frikadellen verwendet wird.

Ein ganz vorzügliches Fleisch-Geschäft. Coreth, Anaunia. Bild vom Sept. 2022 (c) dege

Ganz stolz verkündet eine schwarze Tafel mit Trikolore an der Außenwand dass seine Mortandela in Italien alle Preise abgeräumt hat. (Hilfe, woll nit wieder ein „Postfaschist“? – Scherz.) Wer in der Gegend ist, sollte sich das Geschäft von Dal Massimo Goloso auf keinen Fall entgehen lassen. Die Verkostung der Mortandela Coreda, des Mettbällchens aus Koreth, war so fein wie der ganze Laden von Massimo. Allerdings muss ich zugeben, dass ich genauso schätze* die weniger ’sophisticated‘ komponierte, dafür aber herzhaft bäuerische Mortandela der Metzgerfamilie Bertagnolli aus Tret – weiter oben am Nonsberg.

 

Mortandela – das Wort

Zum Schluss noch die Auflösung des semantischen Rätsels.

Die Mortandela Anauniens klingt fast gleich wie die Mortadella aus Bologna – hat mit letzterer aber bis auf ein paar Kerne nichts gemein. Die berühmte Riesenwurst aus der Emilia, die Mortadella, wird aus feinst ‚gemahlenem‘ Schweinebauch und Kutteln gemacht und gebrüht, während die Nonsberger Mortandela aus grob gehacktem, rohen Schweinemett besteht. Warum also der fast gleiche Name?

Vorab: Weder die eine noch die andere Wurst hat etwas mit dem Tod des (armen) Schweines zu tun, auf Italienisch „la morte del maiale“.

Der Name kommt aus sehr, sehr alten Zeiten, als es im Abendland noch keinen Pfeffer zum Würzen gab. Um Wurstwaren und andere Speisen g’schmackig zu machen, nahmen die Köche im gottgesegneten Mittelmeer-Raum die würzigen Beeren des Myrtenstrauchs her.

 

Daher entstand in der Römersprache das Wort Myrtatum, was man eigentlich mit „gemürzt“ übersetzen müsste. In späteren Volkssprachen wurde daraus Murtatum und in der Verkleinerung Murtatella, wie das der berühmte, geniale und unvergleichliche Ottorino Pianigiani herausgefunden hat.

 

 

Quelle: Vocabolario Etimologico della Lingua Italiana di Ottorino Pianigiani versione web (c) Francesco Bonomi (etimo.it)


 

Fußnote

*) Die Stellung des Verbs vorne im Satz ist kein Versehen oder dem Italienischen nachempfunden. Es ist das Gebot von Mark Twain, das Deutsche so zu gestalten, dass es nicht mehr die schwierigste Sprache der Welt ist. Unter anderem müsse man das Zeitwort so weit nach vorne rücken, bis man es ohne Fernrohr entdecken kann“. Die Würdigung dieses fast unmöglichen Unterfangens HIER.

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