Grüne Tanke in Obermais (c) dege

FAKTOR „Z“ IN MERAN

Georg Dekas
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19. Mai 2025

Katharina Zeller ist Bürgermeisterin in Meran. Kata-pult-Sieg mit Faktor „Z“?

In Meran hat Katharina Zeller die Doppelrunde*) der Bürgermeisterwahl haushoch gewonnen. Die kämpferisch grüne SVP-Stadtobfrau und prominente Senatorstocher (Vater UND Mutter) freut sich überschwänglich. So, als ob sie nicht ein schweres Verwaltungsmandat errungen, sondern einen GNTM- oder ESC-Preis gewonnen hätte. Ihr Vorsprung auf den Konkurrenten und bisherigen Amtsinhaber Dal Medico ist ungewöhnlich hoch.  Normal sind die Stimmenunterscheide in den Bürgermeisterduellen arschknapp. Nach den obligaten Glückwünschen an die mit Glanz und Gloria gekürte Frau Zeller ist eine der ersten Fragen die, wie ein so eklatanter Ausreißer überhaupt zustande kommen konnte.

Natürlich werden die Parteien alles analysieren und ihre Fassung in den nächsten Tagen an das Publikum weitergeben. Doch Ahnungen gibt es bereits. Der ausschlaggebende Faktor für den haushohen Sieg Zellers in der Stichwahl könnte der Faktor Z gewesen sein. Eigentlich Doppelzett. Nämlich Z wie Zeller und Z wie Zaccaria.

Nerio Zaccaria ist Chef der ultrarechten ‚Alleanza per Merano‘. En starker Macher, aber in der Meraner Gemeindepolitik der ewige Zweite, fest eingebunden im Italoblock mit Frontmann Dal Medico. Doch als die Zellerin, einer genialen Z-Strategie folgend, dem Zaccaria vor der Wahl eine klare Einladung aussprach, sie wolle eine starke Vertretung des italienischen Meran in „ihrer“ Stadtregierung, da musste das Fußkribbeln bei Nerio und seinen Neristi begonnen haben. Zaccarias Formation hatte nämlich beim ersten Wahlgang am 4. Mai erkleckliche 2.455 Stimmen auf die Waage gebracht. Ein Topf, aus dem man schöpfen kann.  Was Teile des Überhangs der 1880 Stimmen für Zeller im Verhältnis zu Dal Medico erklären könnte.

Das Bombenergebnis für Zeller in der Stichwahl könnte dadurch entstanden sein, als dass ein substantieller Teil des rechten Italoblocks für Katharina Zeller gestimmt hat, und zwar neben und zusätzlich zu den Ex-Rösch-Wählern, die der SVP schon im ersten Wahlgang einen völlig unerwarteten und glücklichen Zuwachs beschert hatten (SVP 2021: 2768 St., SVP 2025: 4.087 St.).

Würde sich diese Ahnung erhärten, dürfte es in den nächsten Tagen Stimmen im italienischen Rechtsblock geben, die von einem glatten Verrat sprechen. Mit dieser Interpretation könnte dem Nerio Zaccaria sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit der Comic-Figur Tullius aus der berühmten Asterix-Familie unterstellt werden.

Fussnote

*) Bei Gemeindewahlen in Südtirol kommt es in den größten Gemeinden des Landes schon länger zu zu Stichwahlen, die äußerst knapp verlaufen. Grund ist, dass in modernen pluralistischen Gesellschaften kaum jemand mehr als ein Drittel  der Wählerstimmen auf sich vereinigen kann und 50% der gültig abgegebenen Stimmen plus eine, so wie im Wahlgesetz festgelegt, ein Ding der Unmöglichkeit geworden sind. Entsprechend gering ist die Wahlbeteiligung. Es wird langsam Zeit für den Gesetzgeber (die Region TN-Südtirol), den Anachronismus 50+1 abzustellen.

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