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Zum Kuckuck

Georg Dekas
|
6. April 2023

Eine heimische Partei gibt wieder einmal eine Umfrage in Auftrag. Wer ist der und die Schönste im ganzen Land? Kuckuck, Kuckuck.

Wenn Parteien sich selber an der Nase herumführen wollen und das Geld dafür haben, dann können sie das gerne tun. Und so oft sie wollen. In der Jagd auf Pfründe und Pöstchen ist so mancher Trick erlaubt. Nur, wenn sie Umfragen dem Volk als das verkaufen, was das Volk unter ‚Umfrage‘ versteht, also etwas halbwegs die Wirklichkeit Abbildendes, wie z. B. „Was würde Südtirol wählen, wenn am Sonntag Wahlen wären?“ – dann ziehen sie Leute in ihr Spiel hinein. Und das ist der Punkt, wo zu reden ist.

 

So genannte Umfragen sind eine Waffe im Kommunikationskrieg. Klar. Nach geschlagener Wahl ist es schon öfter vorgekommen, dass die so genannten Demoskopen, also die Befrager, völlig daneben lagen. Doch das ist denen wurscht. Ihre Aufgabe ist es ja nicht, dem Publikum eine nützliche Information weiterzugeben, sondern einen Spin, einen Dreh, zugunsten ihres Auftraggebers zu erzielen. Dafür werden sie bezahlt. Um diese Aufgabe unter dem Anschein der Sachlichkeit zu wahren, haben sie jede Menge Kniffe und Kunststücke entwickelt. Mein nachstehender, holpriger Vers gibt die Idee dazu.

 

Kuckuck, Kuckuck

so wie du rufst

so ruft es zuruck

Kuckuck, Kuckuck

 

Nicht nur, welche und wie ich die Fragen stelle, beeinflusst das Ergebnis (was hinlänglich bekannt ist). Nein, es gibt da noch etwas.

 

Der Positiv-Dreh

 

Eines Tages gegen Ende Jänner wurde ich selbst ‚Opfer‘ einer Umfrage, die von einer politischen Partei in Auftrag gegeben worden war. Ich war einer von jenen 1000 per Zufall generierten Telefon-Interview-Partner. Nun, nachdem ich ein Politik-Liebhaber bin, blieb ich dran und ließ mich auf die Telefonbefragung ein. Beantwortete gewissenhaft und geduldig alle Fragen, und legte nach rund 20 Minuten zufrieden auf. Zufrieden, dass meine Meinung gehört wurde. Ich war der Partei irgendwie dankbar, dass sie sich um ‚mich‘ kümmerte. Ein logischer, aber kein psychologischer Fehlschluss. Den ersten Nutzen für die Partei hat das Instrument Umfrage also schon eingesackt.

Aber, dachte ich mir, was wäre gewesen, wenn ich zwar nicht sofort aufgelegt hätte, wohl aber einige Minuten später, als mir auf meine ausdrückliche Nachfrage hin der Name der auftraggebenden Partei mitgeteilt wurde? Aufgelegt, weil mich diese Partei nicht interessiert oder weil ich sie nicht mag oder weil ich ihr nicht helfen möchte. Das Institut hätte dann wohl den nächsten zufallsgenerierten Interviewpartner angewählt. Und wenn auch dieser…. Dann wieder den nächsten… Unschwer zu verstehen, dass sich in der Länge dieser Reihe langsam eine Auslese bildet. Die Fans dieser Partei bleiben dran, die Gegner springen ab. So hat das Institut am Ende die verlangten 1000 zufallsgenerierten Interviews zusammen, aber die Sammlung ist bereits getürkt, noch bevor es an die Auswertung geht.

 

 

Ich sage jetzt nicht, welche Partei das war. Ich sage nur, dass ich jetzt in der Zeitung lese, dass diese Partei eine neue Umfrage gemacht hat, die nicht mit dem Zeitraum meines Interviews zusammen passt. Aus dieser neuen Umfrage geht hervor, dass zwar die Partei Sitze verlieren wird, dass aber genau die obersten Sitze-Inhaber besonders beliebt sind. Trotz der politischen Pannen, für die sie bekannt sind. Halt. Da muss es doch klingeln. Es deucht mir, dass da zwei Faktoren zusammen gekommen sind. Einmal haben die Auftraggeber, unzufrieden mit den Ergebnissen der früheren Umfrage, ihre Fragestellungen korrigieren lassen (nach dem Kuckucks-Prinzip) und es hat die Positiv-Auslese, wie oben beschrieben, zugeschlagen. Gegenprobe: Wenn eine Partei nach Meinung Sitze verliert, müsste sich das analog in den Beliebtheitswerten ihrer Verantwortlichen niederschlagen. In der neuen Umfrage ist das Gegenteil ausgewiesen.

 

Zum Kuckuck, aber nicht für die Katz.

 

 

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