Auwald bei Meran (c) dege

AUWALD ÜBER ALLES

Georg Dekas
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24. April 2023

Auen, Frösche, plätscherndes Wasser. Von Algund bis Terlan. Schöne neue grüne Welt…

Ich hätte gerne ein Biotop. Nicht für mich allein, aber fast. Einen Auwald, der von Algund bis Terlan geht. Auen, Frösche, plätscherndes Wasser. Mit einem schönen See in der Mitte. Zum Baden. Vielleicht eine Uferpromenade in Burgstall. Mit Eisdielen und Cafés. Alles solarbetrieben.

Schau da, die Mebo-Standseilbahn! Wie sie leise surrend über das Etschtal schwebt und gleitet und lauter glückliche Klimakinder von Schenna nach Bozen bringt! Wo sie mit dem Zug zum Gardasee fahren. Dauert nur einen Tag. Oder in der BBT-Röhre nach IBK. Dort am Fuß des Denkmals eines berühmten Glaziologen in der Sonne liegen und vegan picknicken — was für ein Genuss! Was, ihr kennt den nicht? Der große Sohn der Stadt, der in der finsteren Ära der fossiler Brennstoffe unerschrockener Mahner war? Unser Vorkämpfer für eine nachhaltige, klimafreundliche und egoismusfreie Heimat, die wir jetzt haben dürfen. Hoi du, woke au! Was? Bin glatt eingepennt bei diesem Vortrag, tschuldige…

Ausgerechnet jetzt, wo wir endlich unseren hoch renommierten Klimaexperten da haben, der uns ins Gewissen redet! Trotzdem bin ich eingenickt. Gottlob sind andere wach geblieben und haben ganz nachhaltig zugehört. So ist der berühmte Klimaforscher mit Hilfe seiner Verehrer -innen draußen sogar groß in Druck gegangen. Daher gibt es seine rabenschwarze Weltuntergangs-Wahrheit glücklicherweise nicht nur für die hohen Entscheidungsträger in der Stadt, sondern für uns alle, und das genug für die nächsten 1000 Jahre.

Dieser hoch belobigte Professor in Pension weiß offensichtlich bestens Bescheid über die Zukunft. «Einzelmobilität wird keinen Platz mehr haben» orakelt er. Jesses. Darf ich dann nicht einmal mehr kurz auf eine Mass nach München rauschen? Oder auf einen Knödel hinauf nach Vellau? Müssen wir uns gar auf eine grüne Diktatur einstellen? In einer freien Gesellschaft wie der unseren kann ich mir schlecht vorstellen, dass  irgendjemand außer den üblichen Taliban auf die freie Fortbewegung in der eigenen Maschine verzichten möchte. Wo keine «Einzelmobilität» mehr gestattet ist, darf es wohl auch keine Einzelwohnstätten mehr geben? Nur mehr Tret-Omnibusse und Gemeinschaftsküchen, ha? Ja, und Auwälder will er haben, der Professor, mitten im Meraner Raum, statt der Äpfelwiesen. Da bin ich ganz bei ihm. Die Putzen können wir uns ja leicht beim Despar kaufen. Da der-sparen wir uns das Klauben. Und erst recht das Spritzen. Die Etschländer Bauern «gehörten bezahlt» für die Auwälder, sagt unser großer Forscher. Bezahlt von wem? Genau, die von der Landesregierung haben einen Haufen Geld, vom Alperia-Strom, und von Rom, und von der Brüssler Ursula, wegen dem Covid und so, da ist das schon drin.

Nur die Meraner Stadtväterinnen sind da nicht immer ganz mitgekommen. Bezahlt kriegen für Auwälder voller Mücken, das übersteigt sogar die redlich eingesetzten Verstandesgaben des Meraner Stadtrates, der — glaubt man der Jubelberichterstattung in der Lokalpresse — für eine kurze Weile sogar (also endlich einmal) sprachlos gewesen sein soll.

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