Israel greift Gaza an. Grund: Rache. Auch wenn noch so einleuchtend und ausgeklügelt: Das geht schief.
Die vom Staat Israel ausgerufene Losung ist glasklar: Hamas muss sterben.
Vordergründiger Anlass ist das Massaker an Zivilpersonen, das beim Ausbruch von Hamas-Milizen aus dem Gazastreifen am Samstag, den 7. Oktober 2023 von eben diesen verübt wurde. «Wir sind im Krieg!» sagt B. Netanjahu. «Wir kämpfen gegen menschliche Tiere» sekundiert der Verteidigungsminister. Die Aussagen der israelischen Regierungsspitze erinnern an den grausamen Zorn von Jahwe im Alten Testament. Es ist der nackte Ruf nach Rache.
Altösterreicher erinnern sich allzu gut an den Ruf im Oktober 1914: «Serbien muss sterbien». Eine Rache-Expedition sollte es sein, mit der das technologisch haushoch überlegene Militär des Kaisertums Österreich-Ungarn das kleine Serbien schnell zu neutralisieren gedachte. Leider wurde daraus ein Weltkrieg. Am Ende war Österreich kleiner als Serbien.
Und noch einmal wurde Rache weltbestimmend. Der Aufstieg und die Kriegsanzettelei Adolf Hitlers und seiner Millionen Follower ebenso wie der gewaltige Hass auf Juden hatte in der Rache seinen Grund. Rache für den verlorenen Krieg, Rache für das Finanzdiktat von Versailles. Am Ende lagen die Länder der Rachedurstigen in Trümmern.
Was aus dem millionenfach vergossenen Blut zu lernen ist? Rache ist kein guter Grund, einen Krieg anzufangen, ja nicht einmal eine militärische Strafexpedition, so grausam das auslösende Moment sein mag.
Der aramäische Tischlersohn namens Jesus hatte vor 2023 Jahren den Priestern in Jerusalem gelehrt und mit seinem Leben gezeigt, wie die Leidenskette von Tat und Rache zu durchbrechen ist. Aus der «anderen Wange» ist eine Weltreligion entstanden. Nicht weil alle den Mut dazu haben, sondern weil alle erfahren und verstanden haben, dass das Rad der Rache nie enden wollendes Unheil bedeutet. Auch für die Rächer.
