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MEDIENKRITIK | FFFFFT…

Georg Dekas
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3. Februar 2024

Wirbt das Südtiroler Wochenmagazin um Narren?

Zugegeben, drinnen, im gedruckten Heft, könnten sich auch ganz gute Geschichten verbergen. Die Vorschau des Südtiroler Wochenmagazins FF (ursprünglich für Fernsehen und Freizeit) jedoch verbreitet Beliebigkeit, vielleicht noch ein müdes Schmunzeln über HPDs eigenwillige Witzzeichnungen, hie und da ein Lob für Fotografie und Grafik. Bis man an den Kasten für den Leitartikel kommt. Der zieht einem wöchentlich die Patschen aus.

Diese Woche steht in der Leiste unterm Zeitungskopf: «Nutzen Sie die Faschingswoche und schließen Sie ein Abo der FF ab». Da liegt dies auf der Zunge: Nur Narren tun das. Um die FF zu abonnieren, sollte man in Faschingslaune sein, anders sind die Büttenreden aus der Chefredaktion nicht auszuhalten.

Was waren das noch für stolze Zeiten, als diese FF das FFlaggschiff des liberalen Bürgertums war! Heute ist es nur mehr das bunte Wochenblättchen der Lehrer und Beamten. Ein Blatt, das sich nicht entschieden kann zwischen illustrierter Folklore und investigativem Biss. Eine Redaktion, die den Themen hinterher hechelt, dieses Manko jedoch mit einem mondänen Touch von Besserwisserei und Moralin überschminkt.

Nehmt etwa den Leitartikel dieser Woche her – der zu den Bauern. Ein Sammelsurium von Pop-Ups direkt aus den Eingeweiden, verbal süßlich abgerundet. Diese würden den Verfasser umgehend befähigen, ein Kinderbuch im Stil von Bullerbü oder Robert H. herauszugeben. Alles – bis auf den einen Standpunkt, die Bauern sollen wie alle anderen auch Einkommenssteuer zahlen (aber dann bitte auf den Verdienst, nicht auf den Umsatz!) –, trieft dieser Leitartikel von Bauernfeindlichkeit, Neid, Mißgunst, Überheblichkeit. Von unersättlicher Habgier seien sie gezeichnet, die PS-starken Landwirte. Die Kirsche: Bauern hätten eine moralische Bringschuld gegenüber «der Gesellschaft».

Der Mann hat keine Ahnung, wie Südtirol aussähe, gäbe es die Bauern nicht. Die Tallandschaft schaut schon «mit» den Bauern übel genug aus, aber «ohne» die Bauern wäre das ganze Land Einöde und der Tourismus mausetot. Was die FF noch lange nicht sein wird, wenigstens solange Wasser ins Kraftwerk oben hinein und die Euros unten als Strom heraus fließen. Und der FFabrikant sich ein Spielzeug in geschützter Denkwerkstätte leisten will.

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