Foto: Berlinale 2024

FCK BERLINALE

Georg Dekas
|
26. Februar 2024

Diese Berlinale erinnert an Weimar.

Die Weimarer Republik (1919-1933) ist der Inbegriff für politische Wirren, künstlerische Freiheit und enthemmte Sitten. Die Berliner Filmfestspiele nehmen in Teilen die Bildsprache jener wilden Zwanziger Jahre wieder auf. Dazu passt die zur Schau gestellte Dekadenz ebenso wie der symbolische Straßen- und Schaukampf gegen die „Nazis“, Symbol FCK AFD. Das gehört sich einfach für progressive Künstler.

Dann passiert etwas ganz Dummes. Der Film „The Other Land“ wird belobigt. Die Macher, ein Israeli und ein Palästinenser, treten auf die Bühne, danken, und mahnen, dem „Genozid“ in Gaza und der „Apartheid“ in Israel ein Ende zu setzen. (Rapper Ghali in Sanremo hatte das Gleiche getan). Von FCK AFD haben die beiden wohl gelernt, dass politische Botschaften d’Accord gehen im Showbusiness Berlin. Und tatsächlich, der Saal klatscht mächtig Beifall.

Doch die Filmemacher, an sich der personifizierte Friedenswunsch, haben nicht mit der deutschen Presse gerechnet. Von dort bricht ein Schwall an FCK über den Israeli und den Araber herein. Von BILD bis zu den neuesten Medien. Ganz übel zieht das Portal NIUS.DE vom Leder. Nicht in einem Kommentar, nein, in einem Redaktionsbeitrag liest man:

 

zitat

«Judenhass-Rede», «Antisemitismus-Skandal», «Hetzreden gegen Israel», «verleumderisch», «unfassbar», «hetzerisch», «wahrheitswidrig», «in Palästinenser-Schals gehüllte Preisgewinner», «angeblicher „Genozid“ Israels in Gaza»

(nius.de/Redaktion «Berlinale-Skandal!»)

Gegen diese Tirade ist die BILD sogar noch gentlemanlike, wenn sie im ersten Moment noch von Israel-Hass spricht und erst in einem zweiten Moment auf Antisemitismus-Skandal erhöht. Hört man sich die beiden Filmemacher an, ist von Hass nichts zu spüren. Sie haben eine politische Meinung. Die Deutschen haben das mit dem Recht auf die freie Meinung im Rechtsstaat wohl immer noch nicht verstanden – oder sie üben es manisch zum Preis von Weimarer Verhältnissen aus.

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