Kaserne von 1936 (Foto: LPA/Tiberio Sorvillo)

DIE DRUSUS-KONSERVE

Georg Dekas
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8. Dezember 2023

Das Denkmalamt und die Jugendszene finden die Fascho-Kaserne unwiderstehlich toll. Die Schützen möchten sie weg haben. Abreißen oder konservieren?

Im „Ventennio“ fascista wurden in Schlanders vier Hektar wertvollster Ackerboden zwangsenteignet, um darauf eine Prachtkaserne zu bauen. 1937 wurde die „Caserma Druso“ für die italienischen Gebirgstruppen in Betrieb genommen und blieb es bis Ende der 1990er Jahre. Das Militärgelände verfiel in einen Dornröschenschlaf. Bald fanden dort Jugendliche ihren idealen Outlaw-Freiraum.

Als das Heer dem Land Südtirol Immobilien abtrat, war auch die Drusus-Kaserne dabei. Das Land veräußerte die Kaserne für 2 Millionen Euro an die Gemeinde Schlanders. Die wollte Wohnungen bauen und ließ die Abbruchbagger auffahren. Aufschrei in der Jugendszene mit angeschlossener grünalternativer Medien-Artillerie (NGOs, Salto, TZ).

Da plötzlich fällt es dem Landeskonservator ein (-in, man glaubt es kaum), was für ein unendlich schätzenswertes Kulturgut doch dieser Protz-Kasten von Mussolinis Gnaden ist, dem die Soldatenflüche und der Muligestank so lange und weit über die Faschistenzeit hinaus erhalten geblieben sind.

Die Vinschger Schützen verstehen die Welt nicht mehr. Alte Höfe können vom Denkmalamt aus ruhig abgerissen werden, aber die Erinnerung an den Faschismus soll Kulturerbe sein?

Gar nicht zu reden von der jugendlichen Underground-Szene, die kein Problem damit hat, ihre anarchischen Gelüste unter den Marmor-Insignien eines totalitären Regimes auszuleben, das Wagonweise Juden nach Deutschland schickte.

Abtragen oder aufpolieren? 

Die Schützen meinen: Im Rest Europas entfernt man  Bauwerke aus der dunklen Epoche, bei uns im Land renoviert man sie auf Hochglanz. Das unglaublichste Beispiel dafür ist das Bozner „Siegesdenkmal“. Oder dies: Auf dem Berghof des Führers ist alles ausradiert. In Predappio feiern die Schwarzen fröhliche Urständ.

 

Fascho-Marmor in Schlanders (Foto: LPA/TS)

Das mit der Wut

Nun gehöre auch ich zu den vielen, die diese verlogenen Marmorfassaden am liebsten haushoch in die Luft jagen möchten. Nur leider könnte dann genau diese Lust in den später Geborenen gar nicht mehr aufkommen. Weshalb die steinernen „Denk“-Male bleiben müssen. Damit die Wut nicht abstirbt.

Allerdings brauche ich dazu keine zuckersüß falsch klingende Weise aus dem Landesdenkmalamt („ist von außerordentlicher kultur- und bauhistorischer Bedeutung und muss daher erhalten werden“).

Sollen die Dornen wuchern oder die„ biederen“ Wohnbauten daneben der Mussolini-Grandezza den Finger zeigen.

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