foto sui social

DIE BERGAMO ANGST

Georg Dekas
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18. März 2023

Die Bilder von Bergamo. Wie ein Handy-Foto die Wahrnehmung einer unsichtbaren Pandemie prägte.

Bergamo, im März 2020

Es sind Tage der Angst in Bergamo. Eine starke Grippewelle grassiert. Die WHO hat eine weltweite Pandemie ausgerufen, die Staaten gehen in die Generalmobilmachung gegen ein Virus, das den Namen Sars-CoV2 und dessen Krankheit den Namen Covid 19 bekommt.

Aufgeschreckt von China, wo in der Laborstadt Wuhan in größter Eile zwei Feldlazarette aufgestellt worden waren, befürchten die Behörden in Europa Ähnliches. In Italien mobilisiert die Regierung das Militär. Die lombardische Industriemetropole Bergamo verzeichnet besonders schwere Krankheitsfälle. Der Premier schickt dem städtischen Krankenhaus 25 Militärärzte. Alles ist in hellster Aufregung. Die Patienten werden in die Intensiv gebracht und künstlich beatmet. Die Verstorbenen sollen sofort eingeäschert werden, heißt es.

Am 19. März 2020 erscheint ein Artikel in der katholischen Tageszeitung „Avvenire“, ganz Mitgefühl, Angst, Emotion. Er beginnt mit den Worten:

„Il cupe lamento dei motori…“ [Die dumpfen Klagelaute der Motoren..“]

Es ist der Lastwagen-Konvoi des Heeres, der die Särge von Bergamo „Le bare di Bergamo“ zu den weiter entfernten Krematorien bringt.

Die Zeilen, die Journalist Marco Birolini in Umlauf bringt, sind herzzerreißend:

„È l’unica processione funebre che la città può permettersi. Dalla finestra la gente guarda, piange. Le lacrime scendono silenziose, i padri nascondo il volto tra le mani per non farsi vedere dai figli. Bergamo soffre in silenzio, prova a tenersi tutto dentro come sempre ha fatto. Ma è un dolore troppo forte stavolta. In pochi minuti tracima sui social, tra reazioni di sgomento e incredulità.“

„Schiacciati tra il bollettino di guerra (ieri la provincia ha superato i 550 morti, 93 in un giorno) e la paura di vedere il virus insinuarsi anche nella tua vita. Non c’è famiglia che non abbia un malato per cui stare in ansia, a casa con la febbre o in ospedale con il respiratore.“

„E‘ una battaglia che mobilita tutti a Bergamo […] Sperando che facciano in fretta. Altrimenti non riusciremo a spezzare l’assedio di questo maledetto virus.“

Zitate aus AVVENIRE.IT

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Dieses Bild mit 10 Särgen verstärkte die optische Panik

Ansa/Fotogramma

 

Mit etwas Abstand nach dem ersten Schrecken vor dem unbekannten „vermaledeiten“ Killervirus lichtet sich auch die Bergamo-Angst. Zumindest nördlich der Alpen. (In Italien wird sie wie ein Heiligtum gehütet).

Im Kulturteil des BR (Bayerischer Rundfunk) erscheint im September 2021 dieser Artikel von Julie Metzdorf: „Der Militärkonvoi aus Bergamo: Wie eine Foto-Legende entsteht“

„In Wahrheit war das Militär nicht etwa eingesetzt worden, weil Berge von Leichen nicht anders hätten transportiert werden können. Die Anzahl der Verstorbenen war damals nicht höher als bei manchen Grippewellen in Italien (Stand April Anfang 2020). Es war die Angst vor dem „Killervirus“ genannten Erreger. Um Fakten zu schaffen, beschloss man die sofortige Einäscherung der an COVID Verstorbenen. Normalerweise werden in Italien aber nur die Hälfte aller Verstorbenen eingeäschert. Deshalb reichten die Kapazitäten des Krematoriums in Bergamo nicht aus und die Leichen mussten in umliegende Orte transportiert werden.“

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Manche wussten schon früher Bescheid, weil sie die kühle Ratio über die blinde Panik walten ließen, etwa hier, am 3. September 2021 von Dr. Peter F. Mayer (tkp.at):

„Es ist schon erstaunlich, dass die häufigsten Todesursachen wie Herzkrankheiten oder Krebs, die 60% der Todesfälle ausmachen, noch nie der täglichen Erwähnung wert waren. Aber die Bilder der Militärlastwagen von Bergamo samt deren völlig falscher Einordnung durch die Medien, haben dazu geführt, dass viele Menschen begierig auf die Zahlen von Todesfällen, Belegung von Intensivstationen und angebliche Neuinfektionen starren.

Eine Einordnung der Daten wird allerdings sorgsam vermieden. Zurück zu Bergamo. Was damals passierte war Folge der zwingenden Anordnung der Behörden zu Feuerbestattung. Diese ist im katholischen Italien absolut unüblich und die Kapazitäten deshalb sehr gering, die Bestattungsunternehmen daher umgehend überfordert. Diese vollkommen unsinnige Anordnung war der einzige Grund für den Transport. In den Medien, insbesondere den TV-Anstalten, wurden die Bilder allerdings unter Missachtung selbst der geringsten journalistischen Sorgfalt, oder mit Absicht, als Corona-Tote dargestellt. Damit und anderen ähnlichen Unwahrheiten wurde Angst erzeugt.“

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