Brücke beim Krenzler (c) dege März 2023

BRÜCKE SÜDTIROL NAZI?

Georg Dekas
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15. März 2024

Bitte nehmt Abstand von dieser Nazi-Fixiertheit! Emanzipation statt Cancel Culture.

Vor einigen Tagen erschien ein gar nicht so übler Beitrag auf UT24. Auf Tirolerisch heißt das ein ziemlich guter Beitrag, nur zur Info. Darin zeigt Roland Lang mit Hilfe «befreundeter Historiker» eine sprachliche Parallele auf. Es geht um Südtirol als Brücke zwischen Italien und Deutschland. Langs Historiker weisen anhand von Zitaten darauf hin, dass schon Adolf Hitler, so wie viel später Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher, von der «Brückenfunktion» Südtirols spricht. Der politische Wert dieser Formel sollte eigens erörtert werden, gehört nicht hierher. Offensichtlich ist, dass der Begriff Brücke im Fall Hitlers wie Kompatschers eine hauptsächlich rhetorische Alibifunktion hat.

Änggelus folgt woker Logik

Die Freunde von UT24 kreiden Kompatscher an, «auf den Spuren von Adolf» zu wandeln. «Blödsinn», sagt dieser. Kompatscher sei, so Lang und Freunde, beim unbeabsichtigten «Nazisprech» ertappt worden. Ebenso die frühere ÖVP-Außenministerin Ursula Plassnik und andere demokratische Politiker.

Lang und Freunde argumentieren nach dem Motto, was ihr anderen immer vorwerft, tut ihr selber. Aber dieses «Änggelus» (deutsch «Ätschibätschi») ist ein Eigentor. Denn Lang und Freunde folgen dabei nur der Logik des woken, rotgrünen, ökodiktatorischen Zeitgeistes. In der paranoiden Jagd auf die allerletzten semantischen Überreste der schwarzbraunen Zeit darf man ja nicht einmal mehr «Heimat» sagen. Auch die «Treue» wird bald auf die schwarze Liste kommen. Da ist «Brücke» geradezu eine läßliche Sünde.

Adolf ist nicht das Unmaß aller Dinge

Nicht jedes Wort, das Fascho- und Nazi-Führer in den Mund genommen haben, nicht jede Farbe, jede Fahne, jede Tat und jede Errungenschaft, die in jener Epoche den Stempel der Herrschenden getragen haben, ist allein deswegen in den Müllkübel zu werfen. Sonst müssten wir den halben deutschen Sprachschatz verstümmeln (was tatsächlich geschieht), oder wir dürften keinen VW mehr fahren (nur um etwas Banales zu nennen).

Adolf Hitler und Benito Mussolini sind nicht das Unmaß aller Dinge. Die politische und kulturelle Wiedergeburt des Deutschen und Italienischen nach 1945 ist durchaus gelungen. Nun gilt es, sich vollständig vom Bann der Symbolismen und der Ideologien einer vergangenen Epoche zu befreien. Das kann nicht durch «Cancel Culture» geschehen.

Gegen die Verhexung

Nicht der neurotische Radiergummi noch der kranke Schuldkult machen das Glück, sondern eine positive Emanzipation, die das Erbe dort stehen lässt, wo es ist. Mag der Führer «Brücke» gesagt haben und Kompatscher auch. Wen kratzt es? Ein «Nie wieder» gelingt sicher nicht mit der Verhexung von Namen, seien es nun Brücken, römische Grüße oder die ‚als Deportation gelesene‘ Remigration.

P.S. Ein «Nie Wieder», das Taurus Marschflugkörper gegen Russland schickt und ein Volkgemetzel im Nahen Osten duldet, ist erst recht die «Nazi»-Perversion eines guten pazifistischen Gedankens.

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