Prunkstück Vinschger Bahn hält in Plaus (c) dege 2008

Alfreiders Kriechspur

Georg Dekas
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6. August 2025

Ursache von Stau und Chaos in Südtirol sind nicht die autofahrenden Leute, sondern ein falsches Paradigma der Politik.

Der SVP-Kapazunder (und Quoten-Ladiner) Daniel Alfreider ist Südtirols Verkehrsminister im Kabinett Kompatscher III. Alfreider verwaltet den Straßenbau und den öffentlichen Nahverkehr mit mehreren 100 Millionen Euro pro Jahr. Leider schaut die Leistung gar nicht danach aus.

Der jüngste «Patsch», wie wir zu einer Reifenpanne sagen, ist gleichzeitig der größte. Alfreiders europäische Ausschreibung des Bahndienstes ist in Rom kassiert worden. Offensichtlich, so wie ich unsere Pappenheimer kenne, war die erste Ausschreibung trickreich zu Gunsten bestehender lokaler Anbieter entworfen worden. Der clevere Politiker aus dem Abteital sagt dazu ungerührt: Nehme zur Kenntnis. Nein, zur Kenntnis nehmen ist nicht der richtige Ausdruck. Rom ist der Chef, der eine Anordnung gibt, da sagt man nicht «nehme zur Kenntnis». Da sagt man Aye Sir (und schämt sich ein bissl). Der sprachliche Schlendrian verrät falschen Stolz, so typisch für das wohlbestallte Südtirol.

Zu Stolz besteht nun wirklich kein Anlass. Wie man allenthalben hört, funktioniert so gut wie nichts im öffentlichen Nahverkehr. In den Bahnhöfen sind Aufzüge außer Betrieb. Die Fahrkartenautomaten in Bussen und Zügen scheinen nicht zu funktionieren. Verspätungen und Ausfälle sind an der Tagesordnung. Gerade in diesen Augusttagen stehen auch die Ersatz-Busse der Eisenbahn im Stau auf der Straße.

Bitter rächt sich da eine kleingeistige Politik, die nach Luis Durnwalder auf grünen Verzicht setzt und den konsequenten, offenen Ausbau der Vinschger und der Pustertaler Straße als vierspurige, kreuzungfreie Svhnellstraße nach dem Vorbild der MeBo auf dem Altar des Zeitgeistes opfert. Gestern wurde erzählt, dass eine Frau, die Kinder in die Ferien brachte, dreieinhalb Stunden von Brixen nach Toblach brauchte und dreieinhalb Stunden wieder zurück. Auf diese Not angesprochen, sagt Alfreider der «Dolomiten», er überlege die Einrichtung einer «Kriechspur» an neuralgischen Stellen der Pustertaler Straße, aber Priorität bleibe die Eisenbahn.

Guter Mann, Kriechspur ist hier alles, auf Teer und auf der Schiene, einerlei. Die Landesregierung muss dringend von dem falschen Paradigma weg und Eisenbahn und Omnibusse als das sehen, was sie sind: Verkehrsmittel des 19. Jahrhunderts, die im 21. Jahrhundert überholt sind. Höchstens eine komplementäre Rolle können sie spielen außerhalb von Millionenmetropolen. Südtirol ist keine Megalopolis, sondern ein ländliches, bergiges, weitverzweigtes Siedlungsgebiet. Die Leute brauchen das Auto wie fließend Wasser und Strom. Hier voll auf Eisenbahn und Bus setzen heißt, eine Fahrkarte nach Schilda zu lösen – hin, aber nicht retour.

Die Macht lässt sich von den romantischen Vorstellungen der Heimatpfleger und der politisch Grünen treiben, und weil Minister Alfreider (offensichtlich zu viel) Geld zu verteilen hat, betreibt er im Auftrag eine durch und durch falsche Verkehrspolitik.

Gezeigt hat sich das schon in der Geschichte von der sündteuren Standseilbahn, die Alfreider, samt den Maiden Pichler und Zeller, vom Parkplatz in der Karl-Wolf-Straße hinauf nach Schenna bauen wollte. Alfreider kam an mit «geschenkten» PNRR-Millionen und war ganz gekränkt, als die scharf kalkulierenden Meraner dankend Nein sagten. Seitdem arbeiten Alfs Frauen auf eine Revanche hin, hört man. Derweil steht die Verbesserung der 1881 in Betrieb genommenen Eisenbahnlinie Bozen Meran an. Die Ingenieure der Provinz wollen den Bahnhof von Terlan aufgeben, um einige Minuten Fahrtzeit zu gewinnen. Schilda Nr.2. Und alles zum Klang von Millionen Euro.

Von Bahn zu Bahn häufen sich also Alfreiders Patschen, und das nicht, weil der Mann untüchtig wäre, nein, es ist der falsche Glaube, dass die gebundenen Verkehrssysteme jemals die individuelle und freie Fortbewegung stoppen und umkehren könnten.

Was die Damen und Herren in Bozen tun und planen, ist ja durchsichtig wie Glas. Sie klotzen mit ungeheurem materiellen Einsatz Busse und Züge heran, die meist leer fahren, um dann engmaschige Fahrverbote = Bewegungsverbote verordnen zu können. Käme es soweit, wäre das eine Öko-Diktatur, die das Land ausblutet. Früher oder später werden auch Karrieristen verstehen müssen, was das Volk braucht und will.

Die Alfreiders und Kompatschers dürfen dann ruhig auf ihrer Kriechspur weiterschnaufen, aber nicht mehr als die Herren im Märklin-Land.

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