Amerikanisch-Englische Wörter und Ausdrücke im Deutschen sind eine faszinierende Sache.
Da gibt es die uralten, eingewachsenen, von denen die meisten schon nicht mehr wissen, dass sie englisch sind, Streik z.B., oder Trick, Hobby, Boxen, Training, Partner, Sex, Sport, Radar, Pullover – die Liste ist beeindruckend lang und vielfältig. Heute gibt es eine Flut an neuen englischen Wörtern aus der („Pop“-)Musik, der Mode, der (Computer-) Technik und all dem, was mit Lebensstil („Lifestyle“) und Zeitgeist zu tun hat. „Wow“ und „woke“ sind meine Zeugen.
Weltsprache und neues Deutsch
Man darf zweifeln, ob man sie noch englisch nennen soll, all diese Wörter. Denn der allerletzte und allergrößte Schwall an neuen Begriffen und Ausdrücken stammt aus den Vereinigten Staaten, nicht mehr von der britischen Insel. Es bildet sich vor unseren Augen eine Weltsprache, wie ehemals das Latein in Europa, dessen Wörter zusehends ihre nationale Zugehörigkeit ablegen und zu universalen Ausdrücken werden. Es bildet sich damit auch ein neues Deutsch.
Amiwörter
Weil mir Begriffe wie „Anglizismen“ und „Denglisch“ nicht so zusagen, und die USA ohne Zweifel das Herdfeuer der westlichen Kultur sind, beliebe ich die englischsprachigen Neuzugänge in der deutschen Sprache „Amiwörter“ zu nennen. Dabei schwingt bei mir durchaus das französische Ami mit, was Freund heißt. Ja, ich stehe den neuen Wörtern aus der Weltsprache Englisch freundlich gegenüber. Einmal , weil man gegen diese Flutgewalt nichts wirklich ausrichten kann und sich gewisse Modeworte irgendwann auch wieder verflüchtigen, zweitens, weil da tatsächlich eine neue Sprache entsteht. Denn die Wörter, die mit Computer, Internet und „sozialen Medien“ (social media) hereinkommen, die werden das Deutsche so tiefgreifend und unwiderruflich prägen, wie das kein Sprachimport zuvor vermochte. Und von denen hatten wir mächtige. Freundliche Aufnahme drittens, weil das Englische eine Schwestersprache des Deutschen ist und von daher eine Menge Wörter, besonders die kurzen wie ‚top‘ oder ‚fit‘ schlicht gut hineinpassen in unsere Muttersprache.
Angeber, Lakaien und Selbstbewusste
Nun ist deshalb nicht alles „the yellow of the egg“ (das Gelbe vom Ei), wie der gelernte Denglische sagt. Extrem lästig und störend sind die von Sprach-Fachmann Eisenberg so genannten „Angeberanglizismen“. Ein jeder versteht, was damit gemeint ist. Mich stören sie nicht nur des Angebens wegen, sondern weil sie – tiefer gesehen – ein Ausweis von kultureller Entfremdung und politischer Unterwerfung sind, hart an der Grenze zum mentalen Lakaientum (es gäbe noch schärfere Ausdrücke). Die Deutschen scheinen gegen die Versuchung der Untertänigkeit kein sonderliches Warn-Empfinden zu haben, im Unterschied zu den Franzosen, die stolz und eifersüchtig über ihre Sprache wachen. Einer wie unsereins, der seit Jahren immer germanisch-deutsche Ausdrücke den unzähligen Fremdwörtern vorzieht – nicht aus einem Reinheitsgebot-Fimmel heraus, sondern der Eigenheit und Sportlichkeit wegen – der kommt nachgerade hölzern und altvatterisch daher, wird belächelt, ist „out“ statt „in“.
Unumkehrbar
Was mich an den gestandenen Anglizismen und den neu hereinbrechenden Amiwörtern beeindruckt, das ist nicht so sehr ihre Menge, sondern ihre Unersetzbarkeit im Deutschen. ‚Fair‘ ist so ein Beispiel. Findet sich hingegen leicht und schnell ein hiesiges Gebrauchswort für das Angloamerikanische, besteht noch Hoffnung für das Deutsche. Das Verblüffende ist: Der Publikumsgeschmack will den Import gar nicht mehr mit deutschen Wörtern ersetzen: „Okay, jetzt startet das Team A!“, könnte ein Satz lauten, der jungen Ohren voll deutsch klingt. Oder ein frisches Fundstück aus einer lokalen Zeitung: „ So datet Südtirol – warum Singles immer weniger auf Online-Dating stehen.“ Die Beispiele sind legio. Aber wenn sich eine Fremdsprache in die Liebeslust und ins Fluchen („Fuck!“) einnistet, dann ist der Siegeszug der neuen Sprachenwelt bereits eine unumkehrbare Tatsache.
Die Schlüsselwörter zählen
Zum Schluss noch eine quantitative Überlegung. Leuten, die sich über das „Denglische“ und somit die Kulturüberfremdung beklagen, wird von den Sprachforschern entgegen gehalten, dass von all den deutschen Gebrauchswörten (400.000 an der Zahl) nur rund 3-4% angelsächsische oder amerikanische sind. Entsprechende Zählungen werden gemacht. Die Zählerei ist eine Sache. Kulturpolitisch gesehen, ist die „Entwarnung“, die daraus abgeleitet wird, eine falsche. Nicht die schiere Menge zählt, sondern die qualitative Schlüsselstelle im Sprachgebrauch – also das, was ich oben als Unersetzbarkeit bezeichne. Und hier genügen hundert bis zweihundert Wörter, um eine Sprache zu prägen – oder zu unterwandern, wenn man das so sehen will. Ich habe versucht, aus dem Gedächtnis und mit dem Zeitungslesen einer einzigen Woche die geläufigsten Schlüsselwörter aus dem Anglo-Amerika-Fundus aufzulisten. Hier sind sie, es sind 180 geworden (und es gibt noch mehr). Aber urteilen Sie selbst, wie diese Wörter ihren Alltag und ihr Denken belegen.
Die 180-Amiwörter-Liste (alfabetisch, ohne Eigennamen wie z.B: ‚Coca-Cola‘)
Baby
Band
Base-Jumping
biken, Bike
Blockbuster
bloggen, Blog, Blogger
boostern, Booster
bouldern
Box
boxen
Burger
Business
Byebye
Callgirl
canceln
Cartoon
Champion
chatten, Chatroom
Checkpoint
chillen
clever
coachen, Coach
Coffee to go
College
Comedy, Comedian
computern, Computer
cool (Ausruf)
Cowboy
Crack
crashen, Crash
daten
Dinner
dissen
downloaden, Download
drink
Drive (Schwung)
Evergreen
fair, Fairness
Fan
Film
fit, Fitness
flashen, Flash
Flashmob
Flat Tax
flirten, Flirt
Follower
Freak
Fun haben
gamen, Game
gaslighten
gendern, Gender
golfen, Golf
googeln
grillen, Grill
Handy (dt.)
Highlight
hip, Hipster
Hippie
Hit
Hobby
Hool, Hooligan
Hype
Image
Influencer
Internet
interviewen, Interview
Jeans
Jeep
jetten, Jet
jobben, Job
joggen
joint
Junkie
just in time
Ketchup
klicken, Klick
ko, K.O.
Lady
liken, Like
Live
Loser
Lunch
managen, Manager
Match
Meeting
Messie
mobben, Mobbing
No-Go
off records
Okay
On Air
One-night-stand
Online
Outdoor
Outfit
Outlet
Overall
Partner
Party
Peanuts
performen, Performance
Pet
Player
Pop
Poster
PR (public relations)
Pullover
pushen
putten
Quickie
Radar
Rallye
rappen, Rap
roaming
rocken, Rock
Rocker
Safe
Sale (Ausverkauf)
Schock
Selfmademan
Selfservice
Service
Sex
sexy
Shampoo (hindi «knete!»)
Shitstorm
shoppen, Shop
Shorts
Show
Shuttle
Single
Sit-in
Slackline
Slowfood
smoothie
Snack
Sneakers
Softdrink
Sound
Spareribs
Sport
Sportswear
Star
starten, Start
Steak
steppen, Stepptanz
Stewardess
stoned
stop and go
stoppen, Stopp
Store
streiken
stressen, Stress
Stretch-Hosen
stretchen (Turnübung),
Superman
surfen
T-shirt
taff
talken, Talkshow
Team
testen, Test
Thriller
toppen, Top
Touch
trainieren, Trainer
trampen
Trash
Trenchcoat
trimmen
tunen
twisten, Twisttanz
twittern
up to date
Vamp
voten, Voting
Wellness
Win-win
woke
Wow