Meraner Weihnachtsmarkt 2024 (c) doro

MERAN: AUFTRITT CERESARA

Georg Dekas
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23. Januar 2025

Zwei Frauen rittern um den Bürgermeisterstuhl von Meran. Hup-Hup! Überholmanöver von links.

Die pensionierte Richterin „Ulli“ ist Bürgermeisterkandidatin des neu gebildeten Grün-Rot-Blocks bei den Gemeinderatswahlen im Mai 2025. Huldigungen, Schalmeienklänge und Posaunenstöße für Frau Ceresara-Duschek von Seiten der einschlägigen Pressefrauen Luther (Salto) und Malfertheiner (Dolomiten). „Ulli, die Quereinsteigerin“; „Kampfansage der Richterin“; „Ulli Ceresara a Merano“, hieß es am 15. Jänner. (Ganz doll der luk von SüdtirolNews, der ihren „scharfen Verstand“ rühmt, in einem Bericht, nicht in einem Kommentar!)

Die rote Rakete

Doch vor der Person die Formation. Welches ist denn die Rakete, die „Ulli“ in den Orbit schießen soll? Das Gerät nennt sich „Mitte-Links-Bündnis“. Die mächtigen  Schwarzgrünen haben sich zusammen mit der gelben K-Truppe (K wie Kiem) die traurigen Überreste des einstmals stolzen PD einverleibt und die beiden Grillo-Ableger und die „ökosozialen“ Kommunisten bei sich aufgenommen: Fertig ist ein linker deutscher Block mit einer Handvoll italienischer Stimmen.

Die Stadtmusikanten

Diese fünf „Meraner“ Stadtmusikanten haben im letzten Wahlgang zusammen rund 5.000 Listenstimmen auf die Waage gebracht. Klingt nicht schlecht. Aber: Ihnen steht ein kompakter italienischer Rechtsblock gegenüber mit (2021) 5.600 Listenstimmen. Der macht keine Brösel.

Der Esel zwischen den Heuhaufen

In der Mitte zwischen den beiden großen Heuhaufen haben wir den Esel SVP mit seinen zuletzt 2.800 Listenstimmen. Wohin wird der Esel sich wenden?

Hase und Igel

Damit ist dieser Aufsatz schon zu Ende. Denn am linken grünen Ackerrand sitzt jetzt des Igels Weib und ruft keck: „Ich bin schon da!“ Da kann die gehetzte SVP-Häsin Zeller nur noch umkehren und auf den rechten Feldrand hinrennen, wo schon ein Igel namens Del Medico steht und ihr zuruft: „Ich bin schon da, aber bei mir bist du gut.“

Grüner Fehdehandschuh

Aber weil Tratschen halt so schön ist, wollen wir den Faden noch ein wenig ausrollen im Labyrinth des Meranotaurus. Worin soll denn eigentlich die „Kampfansage der Richterin“ bestehen? In ihrem Eröffnungsstatement hatte die Richterin von weniger Streit gesprochen, nicht von mehr. Gemeint (von Luise Malfertheiner) ist offensichtlich wohl der Fehdehandschuh, den die Grünen durch ihre Neukommerin der medial überpräsenten SVP-Lady Katharina Zeller ins Gesicht werfen. Die junge Zeller ist kraft Koalition mit dem italienischen Rechtsblock Vizebürgermeisterin von Meran. Statt der Grünen Rohrer, die 2021 von ihr ausgebremst wurde.

Witwe Bolte hat's schwer (c) Wilhelm Busch

Witwe-Bolte-Kopftuch

Mit ihrem Witwe-Bolte-Kopftuch als Markenzeichen hat Zeller es glänzend verstanden, die mediale Aufmerksamkeit (auch dank Feder Malfertheiner) auf sich zu lenken. Klar ist ihr Ziel für 2025 der Bürgermeisterstuhl. Bürgermeisterin außerhalb des Rechtsblockes kann sie aber nur mit linksgrünen Stimmen werden. Und da hat die Zellerin etwas zu spät ‚gschaltet‘. Zeller, die SVP und ganz Meran haben sich gewundert, wie ihr die Grünen die Tür vor der Nase zugeschlagen haben, als sich die „Katharina“ ihnen via Dolomiten als Verbündete anbot. Ein netter Forstbeamter ist deshalb sogar ausgetreten bei den Grünen. Die Grünen konnten nicht anders, sie hatten die Richterin schon am Start.

Zu spät nach Canossa

Die Zellerin hat den Gang nach Canossa zur Grünen-Päpstin Rohrer ganz einfach zu spät angetreten. Denn trotz dass Zeller so eine obergrüne Politik macht, dass einem das Ohrenschmalz so richtig nachhaltig links und rechts von der Denkkugel herausquillt, hat ihr die Superfrau von Röschs Gnaden den verwehrten Aufstieg von 2021 nie verziehen. Man darf annehmen, dass die Grünen seit der letzten Wahl an der ultimativen Revanche gearbeitet haben. Diese betritt nun in der Gestalt von Frau Duschek die städtische Volksbühne.

Vollmundig rein ins Geschäft

Ja, und wie stellt sich die neue Hoffnungsträgerin an bei ihren ersten Statements? Aufgeregt, vollmundig und etwas widersprüchlich, wie es bei tatendurstigen Anfängern halt so ist. Immerhin würde der Bürgermeisterstuhl die Einkünfte der Magistratin im Ruhestand annähernd verdoppeln. „Die Stadt kann mehr“, sagt sie den einen, den anderen aber sagt sie: heute sei „alles zu viel“. Weil der Bus, mit dem sie von Gratsch in die Stadt fährt, immer voll sei, wolle sie den Tourismus „regeln“, und zwar nach unten. Überhaupt würde sie weniger grün als vielmehr „liberal“.

Wohlfühlpolitik?

Wichtig sei ihr eine „sprachgruppenübergreifende“ Politik, damit sich alle „wohlfühlen“ können, sagt Frau Duschek. Nun, wenn damit das gedeihliche Einvernehmen zwischen den Sprachgruppen gemeint ist, dann ist so eine Politik ja gar nichts Neues, im Gegenteil, etwas Anderes wäre in Meran gar nicht möglich. „Sprachgruppenübergreifend“? Warum nicht gleich sagen, Proporz und Deutsch ist eh wurscht?  Die Realität wird die Wohlfühl-Quereinsteigerin schon zurechtrücken. Katharina Zeller (SVP) ist gefordert.

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